Der Herbringhauser Bürgerverein nimmt Wohnprojekte, Energiewende und den Breitbandausbau im Dorf in den Blick

Ein Dorf macht sich stark für die Zukunft

Der Bürgerverein Herbringhausen bringt Jung und Alt zusammen, um das Dorf in vielen Bereichen für die Zukunft stark zu machen. Foto: Bürgerverein

Von Caroline Büsgen

Herbringhausen

Jeder Neu-Herbringhauser, der geboren wird oder zuzieht, ist automatisch Mitglied im Herbringhauser Bürgerverein. Und weil das Dorf in ländlicher Idylle im Südwesten Wuppertals offenbar als Wohnort und Lebensmittelpunkt beliebt ist, gibt es eine Reihe kleiner Umbau- und Neubauprojekte, ziehen junge naturliebende Familien hierher.
So war das Grillfest, das kürzlich im Rahmen einer gemeinsamen Baumpflanzaktion veranstaltet wurde, auch ein Treffen der Generationen. Die Kleinsten jagten fröhlich ums Feuerwehrhaus, während die Erwachsenen sich austauschten.Die bisherigen und bestätigten Vorsitzenden des Bürgervereins, Andreas Zawierucha und Frank Rützenhoff, sind stolz auf eine Verjüngung der Vereinsleitung: „Wir haben fünf Beisitzer aus den Reihen des Nachwuchses bekommen, die sich intensiv in die Vorstandsarbeit einarbeiten“, finden die Vorsitzenden den Gedanken gut, dass sich auch Jüngere ehrenamtlich für das Dorf Herbringhausen mit seinen Hofschaften Wefelpütt, Hastberg und Windgassen engagieren und sich einbringen, um die kleine dörfliche Gesellschaft zukunftsfähig mitzugestalten.

Eigeninitiative der Herbringhauser einerseits, aber auch die Vorbereitung der Umsetzung gesetzlicher Vorgaben im Kontext der Energiewende gehören zu den Herausforderungen, denen sich die kleine Gemeinde mit viel Engagement stellt. Ein Ziel der Herbringhauser Bürgerschaft ist etwa die Mitgliedschaft in einer Bürgergenossenschaft, um Unabhängigkeit im Bereich der Energienutzung für Strom und Wärme im Dorf zu erreichen. Die Mitglieder des Bürgervereins haben ihren Vorstand mit der Recherche nach entsprechenden Möglichkeiten beauftragt. „Es gibt bereits genossenschaftliche Konzepte, die ermöglichen, den erwirtschafteten Strom innerhalb der Gemeinschaft zu verteilen und zu nutzen“, erläutert Andreas Zawierucha, der sich mit seinen Vorstandskollegen seit Längerem darüber informiert.
Die Herbringhauser Bürger sehen die Region mit der Talsperre und dem kühnen Plan, die Pfeiler der alten Staumauer in eine Hängebrücke einzubauen, als attraktives Ziel auf dem Radwegering. Selbstbewusst und stolz auf die Besonderheiten der ländlichen Region wollen sie sich als Stadtteil im Rahmen der Bundesgartenschau präsentieren. Auch hier habe die Versammlung dem Vorstand den Auftrag erteilt, sich mit Ideen und den Möglichkeiten der Region jenseits der Südhöhen in den Planungsprozess einzubringen, erläutert der stellvertretende Vorsitzende Frank Rützenhoff. Ein umfangreiches Aufgabenfeld des Vorstandes beschäftigt sich mit dem Altwerden und -sein in Herbringhausen. „Manchmal sehen wir einen Rettungswagen durchs Dorf fahren, später erfährt man, dass ein Dorfbewohner verstorben ist“, berichtet Zawierucha. Konzepte für ältere Menschen, die ihre Heimat nicht verlassen möchten, auch wenn Kinder und Verwandte weit weg leben, werden derzeit im Dorf diskutiert. „Green Care“, ein Leben in Gemeinschaft etwa auf einem Hof, könnte in der dörflichen Gesellschaft ein Modell für die Zukunft sein. Gemeinsam leben und im Rahmen der Möglichkeiten zu arbeiten würde ermöglichen, dass Höfe und Häuser nicht verlassen werden und ältere Menschen in vertrauter Umgebung bleiben könnten. Frei werdende Häuser und Wohnungen ließen sich an Neu- und Wahl-Herbringhauser weitergeben. So habe es in der Vergangenheit mehrere kleine Neubau- und Sanierungsprojekte gegeben, die einen Zuzug ins Dorf ermöglicht hätten, wissen die Vorsitzenden.Ein anderes großes Projekt, das vor einigen Jahren schon initiiert wurde, ist der Ausbau der Breitband-Technologie. Die seinerzeit mögliche und zugesagte Einzelförderung sei mittlerweile einem auch für Herbringhausen geltenden Masterplan gewichen. Inzwischen liege das Kabel in den Ortschaften Laaken und Eschensiepen. Von dort kann es auch nach Herbringhausen geführt werden. Mittlerweile sei es rechtlich möglich, ein Kabel neben der Straße in die Erde zu bringen, auch wenn diese im Natur- oder Landschaftsschutzgebiet führe; das treffe für Herbringhausen zu. Frank Rützenhoff ist zuversichtlich: „Bis Ende 2023 müssen alle Bauarbeiten fertig sein.“ In der Zwischenzeit habe man sich anders unabhängig gemacht: Mit Richtfunk, dem so genannten „Bürgernetz“, das jedem Haushalt sogar ein individuelles Datenvolumen ermöglicht. Ein Mobilfunkmast wird ebenfalls installiert. „In Wuppertal einzigartig“, nennt Rützenhoff diese dörfliche Eigeninitiative und Unabhängigkeit in Sachen Internet.